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Digitale Barrierefreiheit: Barrierefreie PDFs

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Text Digitale Barrierefreiheit Teil 4: Barrierefreie PDFs zusammen mit Logo von IT-Networks und Icons, die Barrierefreiheit, einen Bildschirm, Sehen, Denken, Hören, Antippen und Rechtssprechung symbolisieren

Teil 4 unserer Blogreihe zu digitaler Barrierefreiheit: Digitale Barrierefreiheit umfasst nicht nur Webseiten und Apps, sondern auch alle bereitgestellten Dokumente. Ein Großteil an digitalen Informationen liegt als PDF vor. Sind diese nicht barrierefrei, bleiben wichtige Informationen für Menschen mit Einschränkungen unzugänglich.

Basisanforderungen an barrierefreie PDFs

  • Grundlegende technische Regeln müssen beachtet werden

    Diese sind in der jeweiligen PDF-Spezifikation festgelegt und definieren z.B. PDF-Tags, Tag-Baum, Verschachtelungsregeln usw. Die Tag-Struktur ist dabei ähnlich zu HTML. Je nach Standard können Tags äquivalent zu HTML oder auch entsprechend andere Tags möglich sein.

    • Eine PDF/UA-konforme Datei setzt ein gültiges, ISO 32000-konformes PDF voraus.
  • Alle Textinhalte müssen maschinenlesbar sein
    • Maschinenlesbarkeit muss gegeben sein egal, ob sichtbarer Text, verborgene oder optionale Textinhalte.
    • Text muss daher in Form von extrahierbaren Zeichen und nicht als z.B. Bild vorhanden sein.
    • Für jedes Zeichen muss der entsprechende Unicode ableitbar sein.
    • Für jedes Zeichen ist die Sprache angegeben.
  • Korrekte Inhaltsmarkierung

    Inhalte müssen als echter Inhalt und nicht relevanter Inhalt markiert werden, damit Hilfstechnologien diese korrekt interpretieren.

    Echter Inhalt bezieht sich auf alle Informationen und Elemente, die für das Verständnis des Dokuments notwendig sind.
    Nicht relevanter Inhalt hingegen umfasst dekorative oder redundante Elemente, die keinen Mehrwert für das Verständnis des Dokuments bieten.

    • Echter Inhalt muss korrekt ausgezeichnet und zugänglich gemacht werden.
    • Nicht relevanter Inhalt sollte entsprechend als dekorativ oder unwichtig markiert werden.
    • Ein als echter Inhalt gekennzeichneter Inhalt kann nie gleichzeitig auch ein nicht relevanter Inhalt sein und umgekehrt.
  • Logische Inhaltsreihenfolge beachten

    Jedes Element des echten Inhalts muss so angeordnet sein, dass assistive Technologien es korrekt darstellen können. Dies wird als logische Inhaltsreihenfolge bezeichnet.

    • Die logische Inhaltsreihenfolge entspricht der vom Autor beabsichtigten Reihenfolge.
    • Sie wird sowohl durch die Reihenfolge der Tags im Strukturbaum als auch durch die Anordnung des Inhalts innerhalb eines Tags bestimmt.
    • Normalerweise entspricht die logische Inhaltsreihenfolge der sichtbaren Anordnung der Inhaltselemente im Dokument.
  • Semantische Korrektheit
    • Semantisch am besten geeignete Tags auswählen, um realen Inhalt darzustellen und dabei auch auf sinniges Layout achten.
    • Tags sind unsichtbare Zusatzinformationen zur Rolle bestimmter Inhalte.
    • Tags legen Anfang und Ende eines bestimmten Inhaltselementes fest.
    • Tags sind wesentlich für das Navigieren und Querlesen, denn viele Tags lassen sich einzeln anspringen.

Beim Verwenden der richtigen Tools sind die meisten Basisanforderungen zum größten Teil aber bereits erfüllt.

Person, die auf einer Laptop-Tastatur tippt, mit schwebenden digitalen Dokumenten-Icons im Vordergrund, die auf dem Bildschirm angezeigt werden.

Welche Standards regeln, was ein barrierefreies PDF erfüllen muss?

WCAG 2.2 (Web Content Accessibility Guidelines)

  • Die WCAG bieten klare Richtlinien, wie digitale Inhalte, einschließlich PDFs, zugänglich gemacht werden können.
  • Viele gesetzliche Vorschriften (beispielsweise das BFSG) basieren auf den WCAG, die Einhaltung wird damit verpflichtend.

PDF/UA-2 (Universal Accessibility)

  • PDF/UA-2 ist ein ISO-Standard (ISO 14289-2) speziell für barrierefreie PDF-Dokumente.
  • Der Standard umfasst technische Spezifikationen zu Textalternativen für Bilder, korrekte Tagging-Strukturen, Lesezeichen und der logischen Reihenfolge von Inhalten.
  • UA-2 erschien im März 2024 und erweitert die Anforderungen im Vergleich zu PDF/UA-1, zusätzlich sorgt er für eine bessere Unterstützung für moderne Technologien.

Barrierefreie PDFs erstellen

Unabhängig vom verwendeten Programm, sollte man aufbauend auf den Grundanforderungen auf folgende Punkte achten:

  • Verwendung von barrierefreien Vorlagen
    Vorlagen nutzen, die bereits barrierefrei gestaltet sind, um sicherzustellen, dass grundlegende Anforderungen wie klare Strukturierung und lesbare Schriftarten von Anfang an berücksichtigt werden.
  • Strukturierung des Dokuments
    Überschriften, Absätze, Listen und andere strukturelle Elemente korrekt verwenden, um die logische Reihenfolge und die Navigation im Dokument zu erleichtern.
  • Alternativtexte für Bilder
    Alt-Texte zu Bildern, Grafiken und Diagrammen hinzufügen, damit Screenreader diese Elemente beschreiben können.
  • Korrektes Tagging des Inhalts
    Die Tagging-Funktion im PDF-Editor (z.B. Adobe Acrobat) verwenden, um Texte, Tabellen, Listen und andere Elemente semantisch korrekt einzufügen, sodass assistive Technologien diese richtig interpretieren können.
  • Verwendung von Lesezeichen
    Lesezeichen für Hauptabschnitte und wichtige Punkte im Dokument erstellen, um die Navigation zu erleichtern.
  • Beschriftung von Formularfeldern
    Sicherstellen, dass alle Formularfelder korrekt beschriftet und zugänglich sind, damit Nutzer mit assistiven Technologien diese ausfüllen können.
  • Überprüfung der Farbkontraste
    Darauf achten, dass der Farbkontrast zwischen Text und Hintergrund ausreichend ist, um die Lesbarkeit zu gewährleisten.
  • Verwendung barrierefreier Schriftarten
    Schriftarten wählen, die gut lesbar sind und keine Probleme für Nutzer mit Seheinschränkungen darstellen.
  • Überprüfung der Lesereihenfolge
    Sicherstellen, dass die Lesereihenfolge des Inhalts logisch ist und der visuellen Reihenfolge entspricht, indem die Tag-Struktur überprüft und gegebenenfalls angepasst wird.
  • Überprüfung und Validierung
    Werkzeuge wie den Accessibility Checker in Adobe Acrobat, das PAC-Tool oder andere Prüfprogramme verwenden, um das PDF auf Barrierefreiheit zu überprüfen und sicherzustellen, dass alle Anforderungen erfüllt sind.
  • Eingebettete Schriftarten
    Schriften sollten in das PDF einbettet sein, um sicherzustellen, dass der Text auf allen Geräten einheitlich und korrekt angezeigt wird.
  • Verlinkungen und Navigationselemente
    Alle Links und Navigationselemente sollten klar benannt und leicht zugänglich sein.
Person hält eine Lupe über einen aufgeschlagenen Aktenordner, um Dokumente zu inspizieren.

Barrierefreiheit bei PDFs testen

Auch wenn man sich an alles bei der Erstellung gehalten hat, kann es nicht schaden, das exportierte PDF noch einmal zu testen.

  • Automatisierte Quality-Checks
    Zum Beispiel mit dem PAC-Tool, welches Mängel übersichtlich auflistet.
  • Screenreader
    Das PDF von einem Screenreader vorlesen lassen.
  • Strukturansicht
    Exaktes Prüfen des Tagbaums z.B. mit Acrobat oder dem PAC-Tool.

Wollen Sie eine neue, barrierefreie Website oder Ihre vorhandene barrierefrei Umgestalten lassen?

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